Manchmal kommt uns unser Leben „blockiert“ vor, es fühlt sich trocken und unfruchtbar an.
Oder in Beziehungen kann es uns passieren, sogar Zufriedenheit in der Erniedrigung des Anderen zu fühlen, indem wir zum Beispiel seine Schwächen, seine Mängel oder seine Fehler hervorheben, in der Rolle des Schulmeisters und des Anklägers. Dies sind Haltungen oder Gefühle, die im Laufe unseres Lebens immer wiederkehren.
Was ist es also, was hier passiert? Wir sind wirklich Versager, wenn die geernteten Früchte nicht die gewünschten sind? Wenn unsere Existenz uns nicht die Freude und die Zufriedenheit bringt, die wir möchten? Und sind wir wirklich böse, wenn wir in Beziehungen den Anderen verletzen?
Nein, ich glaube nicht. Ich habe erfahren, dass, wenn wir tief in uns hineinhorchen, es dort einen verletzten und schwachen Teil von uns gibt, der vielleicht seinerseits nicht so gehört wurde wie er es sich gewünscht hat. Vielleicht wurde er getreten, vielleicht hat er sich nicht genug geliebt und wertgeschätzt gefühlt. Vielleicht ist es vor langer Zeit passiert und er ist dort geblieben, versteckt und verkrochen. Es passiert aber oft, dass dieser Teil so schwach und schmerzhaft ist, dass ein anderer Teil von uns ihn nicht aufnimmt und ihn sogar ablehnt. In gewisser Weise ist es eine Scham, eine Schande nicht perfekt zu sein, wie wir möchten. Es ist als ob wir ein gebrochenes Bein hätten, und wir trotzdem am Marathon von New York mitmachen wollten! Mit dem Unterschied aber, dass wir diesen inneren schmerzenden Teil von uns nicht sehen, wir nehmen ihn nicht wahr. Wir sehen nur, dass wir nicht wie die Anderen laufen können. Wir ärgern uns sehr, weil wir zurückbleiben, aber wir verstehen den Grund nicht. Und was macht dieser innere Teil? Er klagt an, er schreit, dass wir Versager sind oder er beschuldigt die Anderen…vielleicht sind die Anderen, metaphorisch gesagt, die Ursache unseres gebrochenen Beins! Aber in all diesem Schreien und Klagen gegen uns und gegen die anderen wird diese Wunde der Seele nicht gesund, sie blutet nur weiter.
Aber wie kann man einen so schmerzenden Teil heilen? Der erste Weg zur Heilung ist zuerst die Anerkennung, dass es diesen Teil gibt und dass er ständig zu uns spricht, entweder durch die Unzufriedenheit gegen uns selbst oder durch die Reibereien in den Beziehungen mit den Anderen.
Wenn wir uns oft traurig fühlen, wütend auf das Leben und auf die Welt, kraftlos, wie erloschen…wahrscheinlich ist das nicht immer aus äußeren Gründen. Dann können wir den Weg der Vergebung gehen. Vergebung heißt Versöhnung mit diesem schmerzenden Teil. Wir können beginnen zu fühlen, dass wir ihn so wie er ist lieben können, bedingungslos, und dass wir da sind um ihm endlich Aufmerksamkeit und Schutz zu geben, um endlich zu hören, was er uns zu sagen hat, um ihm Trost zu spenden. Wir können lernen die richtigen Worte zu finden aber nicht um ihm zu schmeicheln. Vielleicht werden wir ihm nicht sagen, dass er eines Tages den Marathon von New York gewinnen wird aber etwas viel realistischeres, dass wir langsam lernen werden, zusammen zu laufen und wo wir ankommen werden ist egal, aber entlang dieses Weges werden Sonnstrahlen, Blumen und Früchte sein um ihn zu erfreuen, die er beim Laufen vielleicht nie gesehen hätte.