Zu einem gewissen Zeitpunkt verliert man die Route, und man weiß auch nicht genau warum. Und in stürmischen Wassern zu fahren, ist nicht einfach aber es bestärkt das Vertrauen und macht den Anspruch niedriger, dass alles von dir abhängt.
Vielleicht man muss anderen Winden folgen um nicht dahin zu kommen, wo du dir vorgenommen hast, anzukommen, sondern da wo es nötig ist, dass du ankommen musst. Und die Geduld, nicht alles sofort zu verstehen, ist eine Tugendübung.
Vielleicht ist alles, was zu tun nötig ist, einfach NICHTS ZU TUN. Diese existenzielle Ungewissheit nicht zu erdrücken, sondern einen Platz im Inneren vorzubereiten um sie aufzunehmen. Das ist eine Zeit, die uns auf die Ungewissheit nicht vorbereitet, sie lehrt uns nicht wie sie zu leben ist. Es gibt keinen Platz für das Zögern.
Aber zu lernen das aufzunehmen, bedeutet auch zu lernen sich für das Unerwartete zu öffnen. Warte ab, habe keine Eile, deine Definition zu finden. Du bist nicht, was du in deinem Geist entscheidest zu sein. Das Unerwartete, das aus unserer Ungewissheit und aus unserem Zögern entsteht, kann viel reicher, viel wohlschmeckender sein, als die von unserem Geist vorhergesehenen Bühnenbilder. Die gar nicht Bühnenbilder sind, sondern einfach Käfige, Schachteln, in die wir versuchen den Fluss des Lebens einzuzwängen. Auch wenn wir im großen Stil denken. Es ist vielleicht eher im Kleinen, eher in demjenigen Zögern, in dem dagegen alles enthalten ist. Vielleicht ist es dort, dass dein Abenteuer anfängt. Vielleicht wird es nicht sein, wie du es dir vorgestellt hast, aber es wird deins sein, und du wirst dich in ihm wohlfühlen.
Wenn ich an diesem Morgen, wie viele andere Male, dieses Zögern in meinem Herzen nicht gefühlt hätte, wenn ich es nicht aufgenommen hätte, wären diese Worte nicht aufgetaucht. In diesen Worten habe ich meinem Trost gefunden da sie nicht von mir kommen, sondern von einer viel tieferen Weisheit, die nicht meine ist. Diese Weisheit ist, was ich Geist nenne. Viele andere nennen sie Intuition. Egal welchen Namen man ihr geben will, man kann unterscheiden, ob die Worte aus unserem Kopf kommen, wie eine Art Selbstüberzeugung, oder ob sie aus tieferen Quellen kommen. Sich mit diesen Tiefennieveaus in Einklang zu bringen, ist schon eine Weise, aus diesen inneren Gefängnissen herauszutreten, ihre Gitter aufzulösen. Und wenn ich diese Worte schreibe und sie mitteile, ist es weil ich selbst dieser Suche begegne. Und ich suche eine Weise mich auszudrücken, eine Weise zu reden, die wirklich meine ist, und die die Frucht dieser ehrlichen Suche nach dem Sinn des Lebens ist, die mich seit jeher provoziert. Ich weiß, dass ich nicht mit Allen in Einklang sein werde, sondern nur mit denen, die dieselbe Suche leben und die nach diesen Worten suchen. Hab keine Angst vor deiner Angst, sondern nimm sie auf, mach ihr Platz, höre sie.
Es ist Zeit, daß der Stein sich zu blühen bequemt,
daß der Unrast ein Herz schlägt.
Es ist Zeit, daß es Zeit wird.
Es ist Zeit.
Paul Celan