Ich habe viele Jahre gebraucht bis ich die Wichtigkeit der Meditation und des Gebets verstanden habe. Ich habe noch viel länger gebraucht, um zu verstehen, dass diese Dinge in meinem Leben nicht weniger wichtig sind als viele andere, die ich an erste Stelle gesetzt habe. Der Tag war immer von Verpflichtungen bestimmt, von den Dingen, die man noch zu erledigen hatte, von Pflichten, die zu respektieren waren. Natürlich gibt es im Leben von Jedem Pflichten, denen man nachkommen muss, denen wir uns nicht entziehen können. Und in der Tiefe meines Herzen glaubte ich außerdem nicht wirklich, dass mein Leben durch diese Praktiken verändert werden könnte. Ich suchte weiterhin verzweifelt und frenetisch anderswo nach Lösungen, gierig auf der Suche nach Sinn.
Dieses ganze Gerede über Meditation und Gebet kann wirklich abstrakt bzw. ziemlich banal klingen, wenn es nicht durch eine konkrete Erfahrung erlebbar wird. Erst als ich angefangen habe, diese Praktiken ernsthaft durchzuführen , habe ich auch die tiefe Freude, die daraus entsteht, erlebt. Und diese Freude ist nach und nach so intensiv, so wahr und konkret geworden, dass die Disziplin, die ich mir am Anfang auferlegen musste, sich letztlich in Freude und Spaß gewandelt hat. Die Disziplin mag wichtig sein; noch wichtiger aber ist die Erfahrung des guten Gefühls, was wir daraus gewinnen. Und langsam tritt die Freunde an die Stelle des Müssens. Oft verwechseln wir die Freude mit etwas sehr Oberflächlichem, mit etwas, das uns in dem kurzen Moment des Konsumierens befriedigt. Dabei kann aber auch die Freude selbst eine sehr tiefe Erfahrung sein, eine bleibende Freude und vor allen Dingen erfüllende Freude. Ich habe die Wichtigkeit dieser Praktiken vor allem dann verstanden, als ich anfing, die großen Veränderungen in meinem Leben zu sehen. Was ich erst als sekundär betrachtet habe, quasi als einen Zeitverlust im Vergleich zu den vielen Dingen, die ich zu tun hatte, hat sich als das Dringlichste herausgestellt, was es zu tun und zu verwirklichen galt. Je mehr ich die Veränderungen entdecke, desto mehr erscheint es mir unabdingbar. Die spirituelle Erfahrung, der Glaube ist nichts was man zum Leben hinzufügt; es ist vielmehr die Basis, auf der das Leben gegründet ist und von der aus es nach und nach Form annimmt. Die spirituelle Erfahrung, der Glaube reduziert sich nicht auf irgendein „religiöses Gerede“. Im Gegenteil: Wir sollten anfangen, den Glauben als etwas zu leben, was unser Leben grundlegend verändert – hin zu einer ganz neuen Erfüllung.