Die spirituelle Macht – Vortrag von Marco Guzzi

Es gibt keinen Unterschied zwischen einem wirtschaftlich-materialistischen Plan und einem abstrakten Plan der Ideen.

Auch die Wirtschaft gründet sich auf Ideen, auf einer sehr genaue Weltanschauung. Die Welt, in der wir uns befinden, in all ihren Aspekten, seien sie positiv oder negativ, ist das Resultat des Sieges  bestimmter Ideen über andere. Es ist daher ein Kampf zwischen Ideen.

Jede Macht, auch die politische und die wirtschaftliche, ist  daher in diesem Sinn eine spirituelle Macht. Aber um welche Spiritualität handelt es sich? Und wenn diese Weltanschauung der Macht, die die Welt beherrscht,  uns nicht gefällt, wie könnten wir sie bekämpfen? Durch welche Ideen? Welcher Weltanschauung möchten wir dagegen zustimmen? Und welchen Ideen könnten wir dagegen vertrauen, damit eine neue Menschheit   entstehen kann?

Das ist die These dieses hochinteressanten Vortrags, der bis zum Ende gesehen werden sollte. Nehmt euch Zeit und Geduld, da die Synchronisierung manchmal nicht ganz perfekt ist, aber der Inhalt lohnt die Mühe!

Es wäre interessant eine kleine Diskussion in Gang zu bringen. Sagt uns was ihr denkt! Lasst uns neue Ideen verbreiten!

Kommentare

  1. „Wunder und Zeichen (1958)“ von Romano Guardini (Priester, Religionsphilosoph und Theologe) Diese Aufforderung zu einem religiösen Verhalten, das irdisch gesehen töricht erscheint, politisch unsinnig, militärisch unsinnig, sich aber gerade in der Verheißung einer irdischen Behütung und Erfüllung verbindet, die setzt sich im Neuen Testament fort an einer einzigen Stelle. Nämlich in der Lehre von der Vorsehung. Der entscheidende Satz steht in der Bergpredigt und lautet: „Sorget euch also nicht ängstlich und sagt nicht was werden wir essen, was werden wir trinken, womit werden wir uns bekleiden“. Denn nach all dem trachten die Heiden. Euer Vater im Himmel weiß ja doch das ja alles dessen bedürfet; sondern trachtet zuerst nach dem Reich Gottes und seiner Gerechtigkeit und dieses alles wird euch dazu gegeben werden. Wir dürfen die Aussage nicht spiritualisieren, müssen für mehr ihren Kerngedanken genau im Blick behalten; der sagt nicht: richte deinen Sinn auf das Himmlische und wenn darüber das Irdische zugrunde geht, dann liegt nichts daran – denn es ist Schatten. Sondern stelle das Reich und seine Gerechtigkeit: also seine Ordnung der Werte und Motive, der Gesinnung und des Tuns über alles Welthafte – dann wird dein Leben zum Reich Gottes. Zugleich aber fügt sich das Geschehen um dich her so, dass du auch hast wessen du irdisch bedarfst. Das ist die Verheißung. Und Sie sehen wie sich hier nicht spiritualistisch das eigentliche von der Welt weghebt, sondern die Kühnheit, sich kundtut beides zu verbinden. Wobei freilich daran erinnert werden muss, dass die Verheißung im Zusammenhang mit den Seligpreisungen steht. Ihr Maßbild also nicht der Überfluss, sondern das Nötige ist – wie es im Vaterunser heißt: unser nötiges Brot gib uns heute (oder morgen, je nachdem man übersetzt). Die Verwirklichung des Gottes Reiches und die irdische Führung des Menschenlebens, wechselweise eins im anderen, bildet das Grundfaktum der christlichen Geschichte. Es kann sich in konkreten Einzelvorgängen so verdichten, dass sie als solche zu Wundern und Zeichen werden. Diese bedeuten dann etwas Außergewöhnliches, noch innerhalb jener Überschreitung der bloßen Natürlichkeit, wie sie im ganzen christlichen Dasein liegt. Denn letzteres ist schon selbst etwas, das von der bloßen Welt her nicht möglich ist. „foeda atque perniciosa superstitio“ haben die Römer es genannt: ein hässlicher und verderblicher Aberglaube. Ärgernis und Torheit für jedes Denken, das nur die Welt und ihre Zusammenhänge anerkennt. In ihm kann aber auch Epiphanie geschehen. Das heißt deutlich werden, dass hier das Eigentliche am Werke ist und das ist das Zeichen. Sehen Sie: von hier fällt auch ein Licht auf das, was der echte Begriff des Eschatologischen meint: wie das alttestamentliche, so geht auch das christliche Dasein auf ein künftiges zu, welches Künftige aber schon jetzt begonnen hat – nur verhüllt ist. Darauf ruht die Anthropologie des Paulus. Der Inhalt dieses Künftigen ist die Vollendung des neuen Menschen, wie Paulus ihn in seinen Briefen an Römer und Korinther bestimmt. Und nicht nur des neuen Menschen, sondern des neuen Himmels und der Neuen Erde, das heißt der biblische Ausdruck für „Welt“. Die neue Welt, wie ebenfalls Paulus im Römerbrief und Johannes in den letzten Kapiteln der Apokalypse sagen. Im Zeichen leuchtet an einem einzelnen Geschehen jenes Ganze durch, das durch den Gang der Geschichte hin verhüllt ist, aber am Ende offenbar werden und alles bestimmen soll. (Aufnahme aus dem Archiv des Bayerischen Rundfunks.)

  2. https://www.youtube.com/watch?v=UBy1IMMkdU8
    Ein Porträt von Romano Guardini 7.2.2008

  3. https://www.youtube.com/watch?v=0azzewDynkk
    Die neue Welt ist hier,
    wir,
    mit neuen Augen,
    mit neuem Herz,
    aus dem EGOGefängnis
    ausgebrochen.

  4. Vielen Dank Marco,

    deine Beiträge sind immer hoch interessant! Die Vollendung des neuen Menschen ist unsere Hoffnung und unser Ziel. Romano Gurdini hat das sehr gut erklärt.

  5. Wortlaut der Ausführungen von Professor Guardini
    Diese Aufnahme steht unter einem persönlichen Akzent ; so darf ich
    wohl von einer Sorge sprechen, die mich seit langem beunruhigt. Sie
    drückt sich i n einer Frage aus, vo n der ich allerdings nicht weiß, ob sie
    überhaupt beantwortet werden kann.
    I m Lau f der Zeit, und durch die Räume der Erde hin wird von den
    Völkern der Geschichte das Menschenwerk aufgebaut ; ein unabsehlicher
    Zusammenhang von Erkenntnissen, Taten und Gestaltungen, durch die
    die Natur i n Besitz genommen, den Bedürfnissen des Menschen dienstbar,
    u nd zu m Ausdruck seines inneren Lebens gemacht wird.
    Dieses Wer k wird jeweils vo m Einzelnen geschaffen. Jeder tritt aber
    auch in die Arbeitssituation ein, welche die vor ih m Lebenden hinterlassen
    haben ; er übernimmt ihre Leistung und darin die Motive , die sie
    bewegt, und die Probleme, u m die sie sich gemüht haben — ebenso wie
    er seinerseits das von ih m selbst Gewollte und Geleistete an die folgenden
    Generationen weitergibt. So steht er i m Zusammenhang eines allgemeineren
    Schaffens, und man kan n von einem Wer k der sozialen
    Gruppen, der Völker, schließlich der Menschheit reden.
    Indem der Einzelne diese objektive Kultu r hervorbringt, entwickelt
    er zugleich seine individuellen Anlagen, erfüllt den Sinn seiner persönlichen
    Existenz. I m Werden seines Werkes wird er — selbst so weit das
    Schicksal ih m diese Guns t gewährt — zu jenem, der er sein möchte und
    sollte. Nu n erwacht aber die Frage : Wi e stehen diese beiden Linie n des
    Handelns und Werdens zueinander?
    D i e optimistische Anschauung sagt : Jede realisiert sich i n der anderen.
    Indem der Mensch seinen Antei l am Menschheitswerk leistet, verwirklicht
    er sich selbst — andererseits wird das Wer k Alle r u m so reicher, je voller
    es den Lebenssinn der einzelnen schaffenden Menschen ausdrückt. De r
    objektive Zusammenhang des allgemeinen Erkennens, Handelns , Gestaltens,
    und der subjektive des persönlichen Werdens laufen wohl auf
    verschiedenen Ebenen, sind aber jeweils aufeinander hingeordnet, tragen
    sich wechselseitig, ja sind i m Tiefsten identisch: die eine Geschichte.
    So die Ansicht, die weithin unsere Zeit beherrscht. Ihr gegenüber
    rührt sich aber der Zweifel, ob sie richtig sei. Der Mythos hat anders
    gedacht; die Weisheit des Altertums und des Mittelalters ebenfalls, und
    eine Unruhe i n der Tiefe unseres Bewußtseins macht den Zweifel, je
    länger, desto dringlicher.
    So erinnere ich mich der Bestätigung, die ich erschrocken empfand,
    als ich Carl Friedrich v. WEIZSÄCKER S vorsichtig geäußerte Meinung las,
    es sei nicht gewiß, daß die Sinnlinie der Wissenschaft mit jener der
    menschlichen Wohlfahrt gleichlaufe. Denn wirklich : Wa s könnte wohl
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    diesen Gleichlauf garantieren? Wo sollte das Zentrum liegen, das die
    beiden Wege des Daseins aufeinander abstimmte?
    Mitten im Hochgefühl über die letzte, ungeheure Leistung von Wissenschaft
    und Technik, die die atomaren Energien erobert hat, erwacht die
    Frage, ob diese Energien, ebenso wie die übrigen, denn auch geordnet
    werden können. Wenn das aber möglich sein soll, dann durch wen ? Die
    bejahende Antwort könnte nur lauten: Durch den gleichen Menschen,
    der sie freigemacht hat, indem er nämlich ihre Verwendung unter den
    Sinn seines Daseins, unter den Maßstab des Vernünftigen, Rechten und
    Geziemenden stellte.
    Das klänge zunächst überzeugend; sofort würde sich aber die Frage
    neu und noch bedrängender erheben: Ist denn der Mensch selbst geordnet?
    Besitzt er jene existentielle „Gerechtigkeit“ — das Wort im
    großen, platonischen Sinn genommen — die ihn fähig machte, die
    Impulse des kulturellen Herrschafts- und Leistungsdranges zu meistern?
    Fähig, je größere Energien zur Verfügung kommen, desto souveräner
    in der Übersicht, sicherer im Urteil, besonnener in der Kunst des Abwägens
    und Einordnens zu werden? Der Optimist sagt ja, denn der
    Mensch sei vernünftig und gut. Ist er das wirklich und einfachhin? So
    vernünftig und so gut, daß er über die beständig wachsenden Energien,
    die immer weiter greifenden Impulse Herr bleibt. Wie steht es aber mit
    dem, was in ihm doch offenbar nicht vernünftig, nicht gut ist, und über
    dessen Zerstörungsmacht die vergangenen fünfzig Jahre so erschütternde
    Aufschlüsse gegeben haben?
    Die bejahende Antwort sucht sich zu behaupten, indem sie sagt:
    vernünftig, gut, fähig, das Dasein zu ordnen, ist nicht der Einzelne,
    sondern das Gesamt. Dieses nicht mengenmäßig verstanden, als die
    Summe der Einzelnen, sondern qualitativ als das Ganze, das heißt, als
    Staat. Die alte Lehre von der Staatsgöttlichkeit, über HEGE L Z U M A R X
    weitergegangen, verkündet, diese vermöge, was der einzelne Mensch
    nicht vermag, auch nicht viele Einzelne, ja nicht einmal die Gesamtzahl
    aller. In ihr wirke eine objektive Vernunftmacht, die der Aufgabe, das
    Chaos der Kulturmächte zu meistern, gewachsen sei.
    Ist das wahr? Oder ist es eine Illusion? Ein Ersatz für den einstigen
    Glauben an Gottes Weltregiment? „Der Staat“ ist doch nichts anderes
    als wieder „der Mensch“, nur im Aspekt seines soziologischen Zusammenhangs
    — müssen da nicht in diesem Staate, wie seine Ordnungskräfte, so
    auch die der Verwirrung, des Kranken und Bösen zur Geltung kommen;
    ja sogar eine neue Form gewinnen, dadurch besonders furchtbar, daß
    sein Selbstgefühl keine Instanz mehr über sich anerkennt?
    Wie also, wenn im Gang der Geschichte die beiden Linien: die des
    Lebens und die der Leistung ; die der persönlichen Erfüllung und die des
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    objektiven Werkes allmählich auseinanderliefen ? Wenn das, was man
    die Logik der objektiven Kultur genannt hat, bisher nur eben gerade
    noch der des menschlichen Werdens entsprochen hätte?
    Wenn das, was wir geschichtlich als Krisen der menschlichen Entwicklung
    angesehen haben, in Wahrheit Ankündigungen endgültigen
    Unheils gewesen wären ? Davon nämlich, daß das Werk durch die Gewalt
    seiner objektiven Bewegung autonom würde ? Anfinge, über den Menschen
    hinwegzugehen? Und der Mensch anfangen müßte, sich vor seinem
    eigenen Werk zu fürchten?
    Ich glaube nicht, daß man solche Zweifel durch das modische Urteil
    abtun kann, wer sie äußert, sei Pessimist. Vielmehr liegt die Sache doch
    wohl so, daß der, der die Zweifel nicht empfindet, in Wahrheit einer
    Erage ausweicht, welche die Stunde an ihn stellt. Und es scheint Grund
    für die Sorge zu bestehen, daß das weithin geschehe, denn man sieht
    nicht, daß sich eine ernsthafte Ethik des Machtgebrauchs, eine Kunde
    von der rechten Herrschaft über die Natur entwickelte.
    Überall spürt man den alten, leichtherzigen Optimismus, trotz noch
    so vieler Malheurs werde schon alles gut werden. Wenn man dann fragt,
    wer denn dafür sorge, daß das auch geschehen werde, so erhält man in
    der Regel keine Antwort. Gelingt es aber doch, eine solche zu erzwingen,
    dann stößt man auf die Vorstellung von jener „Natur“, in die sich der
    christliche Vorsehungsglaube verflüchtigt hat. Sie gewährleiste die
    Ordnung — falls sich nicht die Antivalenz dieser Zuversicht rührt:
    nämlich der Zynismus, schließlich müsse ja doch einmal alles zugrunde
    gehen.
    Mag es aber mit diesem kulturphilosophischen Problem — das im
    Grunde ein theologisches ist — stehen wie immer. Jedenfalls wäre es
    Zeit, daß die Technik — das Wort für alles das genommen, was der
    Mensch „macht“ — aus der Jünglingsphase herauswüchse, in der sie
    immer noch steckt. Damit ist nicht gemeint, ihre Methoden seien unreif;
    sie sind von bewunderungswürdiger Exaktheit. Sie muß aber endlich
    in jene Mündigkeit treten, die nicht nur den jeweiligen Gegenstand sieht,
    sondern die Zusammenhänge des Lebens, in denen er steht.
    Es wird Zeit, daß Theorie wie Praxis der Pädagogik die Aufgabe angreifen,
    an der sie bisher vorübergegangen sind, nämlich die Erziehung
    zum richtigen Umgang mit der Macht ; zur Verantwortung des Menschen
    für das, was er vermag — schon des jungen, vor allem aber des erwachsenen.
    Wenn ein etwas pathetisches Wort erlaubt ist: Es wird Zeit, daß
    eine Regierungskunst der Existenz ausgebildet werde, die weiß, daß
    trotz aller Automationen das Eigentliche, nämlich die Ordnung des Daseins,
    nur vom Menschen selbst vollzogen werden kann.

  6. Hallo Maila! Ich bin der Meinung dass wir in eine bestimmte spirituelle Macht leben: das ist die neoliberalische Macht. Ein ökonomische Modell auf eine „darwinistische“ Weltanschauung gegründet ist. Für dieses Modell der Mann ist wie die lateinische Sentenz berichtet: der Mann ist für die andere „homo homini lupus“. Hobbes hat dieser Gedanke ausgedrückt!
    So, in der Kolonien könnten die englische Ausbeuteren kein Schuldgefühl haben. Das ist leider keine christliche Weltanschaung, die von Finanzkapitalismus charakterisiert ist. Das ist furchtbare Chrematistik (Kunst des Gelderwerbs) , keine Ökonomik (Hausverwaltungskunst). Finden wir hier die „wissenschaftliche“ Ideen von Darwinismus, die einer schrekliche Gedanken von „Untermeschen“ rechtfertigen. Ziemlich 300 Jahren bevor Hitler. Was meinst du daruber?! Tschüss

  7. Ich mache eine Korrektur: ziemlich 100 Jahre bevor Hitler!

  8. Hallo Marco,

    vielen dank für deinen Beitrag. Ja ich bin ganz deiner Meinung. Dieses ökonomische Modell gründet sich auf einer bestimmten Weltaanschauung, die von von bestimmten philsophischen Ideen abgeleitet wird. Du zitierst Hobbes aber auch Locke spielt eine wichtige Rolle in der Entwiclung von diesen Ideen. Meiner Meinung nach aber, sollte man die Geschichte nicht als etwas völlig „falsches “ beurteilen. Unsere Geschichte hat auch eine größe Entwicklung in allen Bereichen ermöglicht. Die Geschichte ist immer zweideutig und man mus gut unterscheiden.
    Ich denke aber, dass wie heutzutage zur extremen Konsequenzen dieser Geschichte angekommen sind
    Also wenn der Mensch und die Welt mit ihm als bloße Waren betrachtet werden, da jede Beziehung mit der Spiritualität ganz verloren gegangen ist, dann wird alles möglich, mit schrecklichen ethischen Folgen. Wenn alles einen Preis hat, wenn alles verkaufbar ist, dann also gibt es keine ethische Grenzen.