Die Seele lebt in Besorgnis

Die Seele lebt in Besorgnis.
Fast immer. Achtet darauf.
Ich muss eine E-Mail schreiben,
oder ich erwarte einen Anruf, ich muss jemanden treffen,
oder schlimmer noch, ich stehe vor einem Test,
einer Prüfung, oder auch einfach nur,
dass ich diese Zeitung da kaufen muss.


Meine Seele wird wie befallen von einem Gefühl der Sorge,
wenn nicht Angst. Dies ist der Anfang unserer Arbeit.
Warum bin ich denn in Sorge?
Wenn wir mit Sorgfalt und Ruhe diese inneren Motoren untersuchen,
werden wir entdecken, dass die Besorgnis von ganz konkreten Ängsten abhängt:
Angst, Fehler zu machen, Angst, verurteilt zu werden, Angst, das Gesicht zu verlieren,
Angst somit, niedergemacht zu werden, usw.
Unsere Seele wird von vielen schichtigen Ängsten bewohnt, und diese Ängste wiederum
entstehen aus dem Anspruch heraus, etwas sein zu wollen, und daher diese geheime Vorstellung, die wir von uns selbst haben, verteidigen zu müssen. Von hier aus rühren alle Reaktionen, die wir kriegerisch nennen. Von der Angst her.

Das Gefühl der Besorgnis kleiner werden zu lassen ist also möglich, aber nur in dem Maße, in dem wir diese Verteidigungen aufgeben und das Bild, das wir von uns selbst haben, loslassen. Und wir geben uns ganz dem aktuellen Moment hin, seinem freudigen Überschwang.
Dieser Prozess ist fortlaufend, genau er ist die spirituelle Arbeit, das wahre Schaffen des Friedens. Und wohl dem, der so lebt.

Marco Guzzi