Das Syndrom des Scheißlebens

Vor einigen Tagen habe ich einen Artikel über das sogenannte „shit syndrome“ d.h das Syndrom des Scheißlebens gelesen! So wurde es nämlich in den U.S.A definiert. Laut einer Studie ist es die Haupt-Todesursache der amerikanischen Männer unter 50 Jahren. Das Gefühl ein sinnloses Leben zu haben, drängt diese Menschen dazu, viele Medikamente und Opioide zu nehmen, die langsam ihr Immunssystem schwächen und sie somit einfacher Infektionen ausgesetzt sind. Diese Situation bringt sie oft zum Tod. Es wurde gerechnet, dass circa 175 Amerikaner jeden Tag daran sterben.

Das Gefühl, dass das eigene Leben keinen Wert habe, soll – nach diesem Artikel – von den großen sozial-wirtschaftlichen Unterschieden genährt werden. Es sind Menschen die in „relativer Armut“ leben, in dem Sinn, dass Sie genug zum überleben haben, aber einen niedrigen Bildungsstand und keine Perspektive auf Verbesserung haben. Das Fehlen von passenden Fachkenntnissen erlaubt ihnen nur niedrig bezahlte Tätigkeiten, ohne Sicherheiten oder Kontinuität. Gleichzeitig werden sie aber ständig von den Erzählungen in den Medien provoziert, die andauernd über reiche Leben berichten, die voller Vergnügen und glücklich sind.

Sie besuchen Geschäfte, sie sehen die wunderschönen Schaufenster der Shoppingstrassen, aber sie können fast nichts kaufen und – das ist der Satz, der mich zum Überlegen gebracht hat – sie haben nicht die kulturellen Erfahrungen und die notwendigen Ressourcen, um sich eine „unterschiedliche Würde von den aktuellen Modellen zu geben“.

Und das ist für mich der interessanteste Punkt, worüber nicht so oft gesprochen wird. Diese Menschen lassen sich langsam sterben, nicht weil sie kein ausreichendes Geld zum leben haben. Sie nehmen Medikamente und Opioide, weil sie grundsätzlich ein existenzielles Problem haben.
Das ist vor allem, meine ich, ein kulturelles Problem.

Unsere abendländische Gesellschaft ist von einem beherrschenden Gedanken geprägt, der grundsätzlich eine wirtschaftliche Philosophie ist, nach der alles einen „berechenbaren Wert“ hat , sogar das Leben eines Menschen. Dieser Gedanken ist so stark, dass er – auch unbewusst – unser Leben und unseren Geist konditioniert. Es ist daher sehr wichtig, eine neue Kultur aufzubauen, die diesen Modellen entgegenwirken kann. Zum Beispiel: wie oft leiden wir darunter, dass wir einen bestimmten Wunsch nicht sofort erfüllen können? Und wie viel Wut und Schmerzen liegen in uns, wenn wir etwas nicht sofort erreichen können?

Wenn wir die Quelle dieser Unzufriedenheit hören würden, würden wir eine große Leere sehen, die in uns liegt, die ständig mit etwas gefüllt werden muss. Die Eskalierung dieses Mechanismus und der noch viel zu geringe Wert, den wir diesen Themen zuschreiben, bringen uns gerade auch zu einer Umweltkatastrophe, von denen wir schon die Auswirkungen erleben. Sich um sich selbst zu kümmern, und folglich auch um die Quelle seiner Gedanken von Nicht-Sinn und Unzufriedenheit, bedeutet also nicht, sich in sich selbst zu verschließen, sondern vielmehr bedeutet es, die Gesellschaft und unser gesamtes Umfeld zu pflegen.

Maila