Es ist unglaublich, wie die heiligen Schriften direkt in unsere Wunde und in die Situation, in der wir gerade leben, hineinsprechen können – vorausgesetzt, wir lesen und erleben sie mit einem unvoreingenommenen und offenen Geist, ohne die ganzen Vorurteile, die wir oft haben.
Die drei Schriften von heute,(bzw. dem 15.02)
das Alte Testament, die Psalmen und das Evangelium, die so eng miteinander verbunden sind, haben für mich mit unglaublicher Genauigkeit eine innerlich häufig erlebte Situation beschrieben.
In der ersten Schrift, in der es um das Mysterium des Sündenfalls geht (1. Mose 3,1-8) habe ich einen Mangel an Vertrauen im Leben erfasst, der mich permanent begleitet. Also der Wunsch, alles zu kontrollieren, oft falschen Gedanken nachzugehen, die von bestimmten Tendenzen herrühren, die von Grund auf falsch sind. Anstatt mich einfach den Richtungsanweisungen hinzugeben, zu denen mich das Leben ganz klar einlädt, ihnen zu folgen. Und dies erfordert von mir lediglich einen Akt des Vertrauens.
Die zweite Schrift, der Psalm 32 beschreibt die konkrete Konsequenz dieses Verhaltens: „Als ich mich weigerte, meine Schuld zu bekennen, war ich schwach und elend, dass ich den ganzen Tag nur noch stöhnte und jammerte.“ Wenn dieser Mangel an Vertrauen mich fest im Griff hat, dann verwandeln sich diese erdrückenden Gedanken in eine Überzeugung, einen paranoiden Gedanken, der sich selbst bestätigt und der den ganzen Tag arbeitet, und meinen Geist und meine physische Energie auszehrt und verbraucht.
Die dritte Schrift letztlich (Markus 7, 31-37), in der ein scheinbar unveränderlicher Umstand beschrieben wird. Unerwarteterweise kommt aber das Wort „Effatà“ zum Ausspruch, also „Öffne dich!“. Öffne dich, erlaube also dem Licht, einzutreten und diesen engen Raum zu erleuchten, diese mentale Ecke, in die du dich geflüchtet hast.
Doch wie kann dieses Wort trotz allem wirklich wirksam sein? Es bedarf einer kleinen Vorbereitungsarbeit, eines Erweichens unserer physischen und psychischen Strukturen, die oft so verhärtet sind, komplett identifiziert mit ihren automatisierten Gedankenabläufen, die immer die gleichen sind. Dieser Vorgang der Ausdehnung, diese Übung, sich bei jedem Ausatmen loszulassen, schafft einen offenen Geisteszustand, um bewusster zuhören zu können. Worte, die uns für gewöhnlich selbstverständlich oder banal erscheinen, können uns die komplette Kraft der Heilung, die in ihnen liegt, offenbaren. Denn so wie es wahr ist, dass bestimmte Gedanken uns krank machen, so ist es gleichsam wahr, dass andere uns heilen. Daran zu arbeiten, diese Worte (an) zu hören, um all ihre umstürzende Frische und Macht zu schmecken, kann uns wirklich den Weg ebnen, um ein vollkommeneres und glücklicheres Leben zu führen.
Maila