In unserer irdischen Existenz empfinden wir immer mal wieder das Gefühl des Ekels, welches wir als grundlegend bezeichnen können.
Wir empfinden also keinen Ekel einer einzelnen Sache gegenüber, sondern gegenüber unserer kompletten Existenz, der unzüberwindbaren Grenzen, all des Leidens, das regiert, und der unübertrefflichen Unzulänglichkeit dessen, was diese Existenz uns bieten kann.
Es ist ein bisschen wie das Gefühl des Kohelet in der Bibel: alles ist vergeblich, alles ist unnütz. Kummer und Schmerz, Unglück und Weinen.
Im Buddhismus wird diese Erfahrung als Nibbida bezeichnet: die bittere Feststellung, dass man nichts tun kann. Das Leben ist von Grund an unbefriedigend.
Und nun?
Der Weg, der uns aufgezeigt wird, ist der eines radikalen Loslassens. Alle Waffen der Verteidigung niederlegen und uns vollkommen dem Leben hingeben, im Vertrauen, das dieses von einem wissenden und wohlwollenden Geist bewohnt wird.
Dieses bedingungslose und zuversichtliche Loslassen lässt manchmal wahre Wunder geschehen, und die gleiche Existenz, die uns zuvor unnütz und vergeblich vorkam, gewinnt nun wieder unglaublich an Sinnhaftigkeit und Gutem.
Es ist kein Zufall, dass in der Bibel das schreckliche Buch des Kohelet sofort vom Hohen Lied gefolgt wird, ein Buch des Lobpreises über die Liebe, Eros, und die Schönheit der Kreaturen — die so vergänglich und doch so ewig sind.
Marco Guzzi
Bild: Salvator Dalì – Vanitas Vanitatum