BESCHEIDENHEIT

ERSTER HALT

Röm 11,18

„So erhebe dich nicht über die anderen Zweige. Wenn du es aber tust, sollst du wissen: Nicht du trägst die Wurzel, sondern die Wurzel trägt dich.“

Bescheidenheit,
Tugend, die mit Anstrengung erworben wird,
indem man beim Menschen und der Schöpfung
dem Leben und dem Tod ohne Schleier bleibt.

Am Jakobsbrunnen
fragt Jesus nur
nach einem Glas Wasser,
zu Jesu Füßen
schenkt Maria alles, was sie hat.

Diese irdische Bescheidenheit,
nackt, pochend,
kann die Ewigkeit ausmachen,
die an ihr vorbeizieht.

 

GEBET

Schenk mir die Bescheidenheit,
mir die Schuhe auszuziehen,
meine Flügel langsamer fliegen zu lassen,
weniger Worte zu sagen,
um still die schon geöffnete Furche des Alltags
zu erleuchten und wieder kleine Knospen sprießen zu lassen.

Somit werde ich mich erinnern, dass
ein Lied, das von der Emotion unterbrochen wird,
ein Pinsel, der in der Luft schwebt,
den Wert einer tiefen Verbeugung haben,
bis zum Anbeginn des Lebens.

Luigi Verdi