VERGEBEN

FÜNFTER HALT

„David brachte die Lanze und den Wasserkrug, die auf der Seite von Saul waren, weg und ging.
Niemand sah ihn, niemand merkte etwas, niemand wachte auf.“
1. Samuel

 

Gott sagt: „Niemand tue Kain etwas an.“
Wenigstens der Mohn würde sich dem Mitgefühl öffnen,
wenn er Kain und seinem Schatten auf den Feldern begegnen würde.

Er würde seinem stummen Gesang der Vergebung zuhören,
seine bittere Wurzel ergreifen
und sich darum kümmern.

GEBET

Schenk‘ uns das Feuer,
das uns zum Vergeben zwingt,
in Zeiten, in denen nichts Niemandem vergeben wird,
wo der Hass die Blicke vereinnahmt
und der Schmerz die Wut zurückhält.

Doch, wann werde ich den Mut wiederfinden,
die Schönheit um Verzeihung zu bitten?
Wenn ich das Böse die Quelle austrocknen lasse,
wenn ich die Vergangenheit räche, anstatt die Zukunft zu retten?

Ich warte auf den, der mich an die Hand nimmt,
mir die Last von den Schultern nimmt,
mich von der Schuld losbindet.
Dann werde ich mich mit meinem Gesicht
und mein Gesicht mit Euren Augen versöhnen können.

L. Verdi