„Wir sind zu einer spirituellen Veränderung aufgerufen. Das Wörterbuch definiert „sich wegbewegen“ mit „sich entfernen“, „sich fortbewegen“. So wie ein Schiff das Wasser des Meeres wegbewegt, so werden wir wegbewegt, wenn etwas Stärkeres uns in eine neue Richtung schiebt oder in einen neuen Zustand der Existenz. Damit die Zustandsveränderung eine wahre Disziplin sein kann, muss sie freiwillig sein. Dadurch dass sie freiwillig ist, wird verhindert, dass wir in dem Netz des Gewöhnlichen und des Angemessenen stecken bleiben.
Die freiwillige Zustandsveränderung enttarnt die Illusion, „ganz oben“ ankommen zu müssen und gibt uns einen Schimmer einer viel tieferen Realität. Diese Veränderung bringt uns in Kontakt mit unserem eigenen Leid, unserem Mühsal, unseren Wunden und unserer Schwäche, unseren Grenzen und unserer Machtlosigkeit. Solange wir interessant, anders, speziell und ganz besonders ehrwürdig sein wollen, solange werden wir die tiefe Erkenntnis, dass wir wie die anderen sind, nicht besitzen. Die Erkenntnis, dass wir Teil der menschlichen Rasse sind und – letzten Endes – eben nicht anders sind, sondern wie alle anderen auch.“
Henri J. M. Nouwen (Spiritual Direction: Wisdom for the Long Walk of Faith, dt. Spirituelle Richtung: Weisheit für den langen Weg des Glaubens)