„Die Weihnachtszeit ist die Zeit, in der wir uns unserer Sehnsüchte bewusst werden. Wenn wir still vor einer Kerze sitzen, wenn wir die Weihnachtslieder leise vor uns hinsingen, dann steigt in uns eine Sehnsucht auf, die diese Welt übersteigt. Die Sehnsucht macht das Herz weit. Aber sie tut auch weh. Daher verdrängen viele ihre Sehnsucht. Verdrängte Sehnsucht aber führt zur Sucht.
Jeder von uns kennt in sich Süchte. Die Sucht nach Anerkennung, nach Erfolg, nach Beziehung, die Sucht nach Alkohol, Drogen, Tabletten, die Arbeitssucht, die Spielsucht, die Esssucht, die Magersucht.
Advent wäre die Zeit, unsere Süchte wieder in Sehnsüchte zu verwandeln. Wenn wir in der Stille unseren Sehnsüchten Raum lassen, dann werden wir spüren, dass wir nicht zufrieden sind mit dem, was wir gerade tun und leben. In uns ist ein unstillbarer Durst nach Liebe, der von keinem Menschen gestillt werden kann. Unsere Sehnsucht geht über diese Welt hinaus.
Wir erahnen, dass allein Gott unsere tiefste Sehnsucht zu erfüllen vermag. Das Wort „sehnen“ bedeutet: liebend verlangen, sich härmen. Sehnsucht meint ein inniges und zugleich schmerzliches Verlangen nach etwas, was das ganze Herz erfüllt. Sehnsucht steigt aus der Tiefe auf. Aber sie bereitet uns auch Schmerzen. Sie schenkt uns Wärme und Weite, und zugleich lässt sie uns schmerzlich erfahren, dass wir weit weg sind von dem, was unser Leben eigentlich ausmachen könnte.