Archiv für 2020

VERGEBEN

FÜNFTER HALT

„David brachte die Lanze und den Wasserkrug, die auf der Seite von Saul waren, weg und ging.
Niemand sah ihn, niemand merkte etwas, niemand wachte auf.“
1. Samuel

 

Gott sagt: „Niemand tue Kain etwas an.“
Wenigstens der Mohn würde sich dem Mitgefühl öffnen,
wenn er Kain und seinem Schatten auf den Feldern begegnen würde.

Er würde seinem stummen Gesang der Vergebung zuhören,
seine bittere Wurzel ergreifen
und sich darum kümmern.

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Leichtigkeit

VIERTER HALT

„Bald werde ich etwas Neues machen, ich habe sogar schon damit angefangen. Habt ihr es nicht gemerkt?”
Is 43,19

 

 

 

Das Universum fragt nach ein paar weiteren begeisterten Amateuren,
denen es bewusst ist, dass sie zum Ganzem dazugehören,
die fähig sind, sanft zu trösten,
mit einem milden Herzen,
das zuhört und atmet.

Lasst uns leichtes Schuhwerk tragen,
öffnen wir den Tauben unsere Festung,
lasst uns nach oben streben,
mit all unserer Kraft,
der dunkle Himmel, der uns niederdrückt.

Lasst uns die Leichtigkeit des Atems wiederfinden
und das Tempo eines tanzbaren Rhythmus‘
jenseits der nutzlosen Berechnung der Erfahrung
und bereiten wir uns vor, damit das Herz, der Geist
und die Sinne einen neuen Tanz eröffnen.

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Soziale Ungleichheiten und innere Wüste

Kann ein authentischer spiritueller Weg auch eine politisch-soziale Bedeutung haben? Wir sprechen darüber mit dem Philosophen Marco Guzzi.

Frage: In den letzten Interviews haben wir über das zunehmende Bedürfnis nach Sinnsuche gesprochen, das zum Aufblühen vieler spiritueller Bewegungen, die genau auf dieses Bedürfnis eingehen, geführt hat, wie zum Beispiel auch die Bewegung Darsi Pace, die du gegründet hast. Doch kann – wie du selbst sagst – ein spiritueller Weg innerer Erneuerung nicht losgelöst werden von einem tiefgreifenden Veränderungsprozess auf politischer und gesellschaftlicher Ebene. Die Bewegung Darsi Pace trägt nämlich den Untertitel „Innere Befreiung – Veränderung der Welt“. Wie die jüngsten statistischen Daten leider erneut bestätigen, weitet sich die Schere zwischen Arm und Reich immer mehr aus. Nach einem Bericht von Oxfam verfügen die reichsten ein Prozent in Italien über mehr als 70 % der Ärmeren. Über 30% der jungen Menschen verdient monatlich weniger als 800 Euro brutto und 23% der jungen Menschen unter 29 Jahre ist arbeitslos. Auf globaler Ebene sieht es leider nicht besser aus: 1% der Reichsten besitzt in der zweiten Hälfte von 2019 über das Doppelte des Reichtums von 6,9 Milliarden Menschen. Diese Daten spiegeln sich in der Wirklichkeit in den alltäglichen Schwierigkeiten von Millionen von Familien wider. Angesicht dessen, wie kann man sich mit der eigenen inneren Veränderung beschäftigen, wenn man sich in einem solchen Zustand von materieller Not befindet?     

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FREIHEIT

DRITTER HALT

Psalm 126,6

„Wir wurden wie ein Vogel aus der Schlinge der Jäger befreit,
die Schlinge ist zerbrochen und wir sind entkommen.“

Wenn die Gewohnheit uns die Freiheit verlieren lässt, lassen wir es zu, dass unsere Nägel die Betonmauern, in die wir uns eingeschlossen haben, zerkratzen, um den Himmel zu finden und uns einen freien Blick zu öffnen.
Wer tiefe Wurzeln hat, der leidet nicht unter der Schwerkraft,
er schämt sich nicht,
mit dem Wind zu gehen,
kann in der Nacht singen.
In diesen Momenten ist es, als ob
ein göttlicher Funke die Ader der Freiheit zerschneidet und sich alles mit Licht erfüllt.

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VERTRAUEN

VERTRAUEN

ZWEITER HALT

Psalm 139

„Die Schwachen rufen die Morgenröte an,
fragen nach ihren Flügeln als Leihgabe,
um zu fliegen und Ruhe zu finden.“
Wir glauben an das Mysterium
einer neuen Möglichkeit,
wir vertrauen dem Leben, das voranschreitet,
voll von offenen Jahren
und wir schauen diese Welt an,
die von Gnade überfließt.

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BESCHEIDENHEIT

ERSTER HALT

Röm 11,18

„So erhebe dich nicht über die anderen Zweige. Wenn du es aber tust, sollst du wissen: Nicht du trägst die Wurzel, sondern die Wurzel trägt dich.“

Bescheidenheit,
Tugend, die mit Anstrengung erworben wird,
indem man beim Menschen und der Schöpfung
dem Leben und dem Tod ohne Schleier bleibt.

Am Jakobsbrunnen
fragt Jesus nur
nach einem Glas Wasser,
zu Jesu Füßen
schenkt Maria alles, was sie hat.

Diese irdische Bescheidenheit,
nackt, pochend,
kann die Ewigkeit ausmachen,
die an ihr vorbeizieht.

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