der Fliecken

In dem bekannten Buch von Martin Buber „Der Weg des Menschen nach der chassidischen Lehre” habe ich heute eine kleine Erzählung gelesen.
Diese Erzählung handelt von einem Lehrer und seinem Schüler. Der Schüler hatte vor, eine Woche lang zu fasten, um seine Seele zu reinigen. Im Laufe der Woche war er einmal versucht, Wasser zu trinken, weil er extrem durstig war, aber er hatte durchgehalten.
Am Ende war er so durstig, dass er beschloss, zu trinken. Sein Gedanke war, dass es keinen Sinn hat, diese strenge Praxis nur seines Stolzes wegen fortzuführen. Er ging zum Brunnen, doch sein Durst war plötzlich schon gestillt und er trank nicht mehr. Am Tag danach, es war ein Samstag, ging er fröhlich zu seinem Lehrer, um ihm zu sagen, dass er sein Fasten erfolgreich beendet hatte. Der Lehrer aber war sehr hart zu dem Schüler und sagte ihm: „So eine Stümperei!“
Was ist die Bedeutung dieser Erzählung? Martin Buber schreib, dass er für lange Zeit ihre Bedeutung nicht wirklich verstanden hatte. Der Lehrer schien ihm sehr ungerecht dem Schüler gegenüber.
Viele Jahre später hatte er endlich begriffen…

„Was ihm vorgeworfen wird, ist die Tatsache, voranzukommen und dann wieder zurückzufallen; es ist das Kommen und Gehen und eine Handlung im Zickzack durchzuführen, was kritisiert wird. Das Gegenteil des Flickens ist die Arbeit aus einem Guss. Wie kann man eine Arbeit aus einem Guss verwirklichen? Nicht anders als mit einer vereinten Seele[…] Die Hindernisse und die Schwierigkeiten einer Handlung hängen von den Hindernissen und von den Schwierigkeiten der Seele ab; die Unruhe der Seele zeigt sich in der Unruhe der Handlung.“
Diese Worte von Buber haben mich wirklich zum Nachdenken gebracht. Die Schwierigkeiten, die wir antreffen, hängen oft mit unseren inneren Problemen und Hindernissen zusammen.Es gibt oft so viele Stimmen in uns, so viele gegenseitige Neigungen und wir sind in einen permanenten Kampf verwickelt.
Wenn in unserem Leben immer dieselben Schwierigkeiten auftauchen, die wir nicht überwinden können, versuchen wir unseren Blick nach innen zu kehren und fragen uns, ob es vielleicht Blockaden gibt, die unsere „externe“ Handlung so schwach und ineffektiv macht. Vielleicht liegt die Lösung darin, zu lernen,nach und nach, Schritt für Schritt immer einheitlicher und konsequenter zu handeln.
„Jedes Werk, das ich mit einer vereinten Seele vollbringe, wirkt folglich auf meine Seele, wirkt in die Richtung einer neuen und stärkeren Vereinigung; jedes dieser Werke führt mich, wenn auch über verschiedene Umwege, zu einer Vereinheitlichung, die in Bezug auf die vorherige konstanter ist.“
Maila