die Vergebung

„Man muss sich jeden Morgen entschließen, zu vergeben.
Verinnerlichen wollen, dass die Vergebung die Auswirkungen eines erlittenen Schmerzes nicht auslöscht.
Immer, wenn etwas diese Wunde berührt, werden Gefühle wieSchmerz, Groll und Tod in uns wach.
Und mit viel Geduld müssen wir dann alles wieder „reinigen“ und ein anderes Prinzip der inneren Hygiene anwenden.
Die Vergebung dient hierzu: Nicht nur, um einen anderen von uns zu lösen, sondern auch, um uns selbst von dem erlittenen Schmerz, der uns noch bindet, frei zu machen.“
D.M. Worte in Freiheit
„Herr, wie oft soll ich meinem Bruder vergeben, der gegen mich sündigt? Bis siebenmal?
Jesus antwortete ihm: Ich sage dir, nicht bis siebenmal, sondern bis siebzigmalsiebenmal!“
Jahrhundertelang haben wir das Christentum nach einem moralistischen Schlüssel interpretiert und gelebt. Daher scheint es uns oft so fern von unseren Leben, wenn nicht sogar feindlich.
Doch wenn wir versuchen würden, unsere Vorurteile beiseite zu legen, könnten wir die christliche Lehre vielleicht mit anderen Augen sehen und einen anderen Weg der Heilung entdecken, der nicht weniger faszinierend ist als andere.

Diese berühmte Bibelstelle zum Beispiel über das Vergeben stellt nicht nur eine bloße Einladung dar, „sich gut zu benehmen“ oder gut mit seinem Nächsten umzugehen. Diese Worte sprechen von einer Befreiung vom Leid, und zwar in allererster Linie für uns selbst und dann nur als Folge auch in der Beziehung zu den anderen.
Das Evangelium lädt uns ein, unseren Nächsten wie uns selbst zu lieben…nicht mehr und nicht weniger. Das bedeutet, dass der andere mein Spiegel ist, auch in Hinblick auf das Vergeben. Sich selbst zu vergeben bedeutet, mit Liebe auf unsere Wunden zu schauen, sie mit Liebe zu behandeln, genauso, wie wir die Wunde eines Kindes oder eines Menschen, den wir lieben, behandeln würden.
Der härteste und strengste Blick ist oft derjenige, den wir gegen uns selbst richten. Unsere Zerbrechlichkeit zu entdecken, zu heilen und zu lieben macht uns dem anderen gegenüber verständnisvoller und folglich auch bereiter, ihm zu vergeben.
Maila