Wenn ich aus der Sicht des Egos handle, mit welchem Blick betrachte ich den anderen und wie gehe ich mit ihnen um? Achten wir einmal drauf: In den meisten Fällen sind die anderen rein zweckmäßig für meine Existenz. Und das passiert oft automatisch, ohne dass man sich dessen bewusst ist.
Der andere existiert, solange er meine Erwartungen erfüllt oder auf meine Bedürfnisse eingeht. Größtenteils haben wir zu der Menschheit des anderen keinen Zugang. Die meisten Menschen, denen wir begegnen, sind wie „Spielsteine“, die auf der Bühne unserer Existenz auftreten.
So ist zum Beispiel der Kunde einfach ein Kunde, der Schüler nur ein Schüler, die Lehrerin einfach nur eine Lehrerin, der Trainer nur ein Trainer. Diese Person ist mir nützlich für…und so weiter…
Natürlich ist es unmöglich, mit jedem die Beziehung zu vertiefen. Aber für einen Moment, wenn wir unseren Blick auf eine Person lenken, könnten wir uns vielleicht fragen, welche Ängste diese Person gerade hat oder welche Probleme und Schwierigkeiten sie gerade ihr durchmacht. Was wünscht sie sich wirklich in ihrem Herzen? Indem man einfach nur das tut, den anderen in der Zerbrechlichkeit seiner Menschlichkeit anschaut, lässt man eine unsichtbare Barriere fallen, hinter der wir selbst in allererster Linie leiden.
Es verleiht dem Leben Qualität und Tiefe, wenn wir mit unseren Mitmenschen durch eine Haltung, die nicht beurteilend ist, in Einklang kommen. Es ist, wie wenn wir aus einer Zweidimensionalität, in der alles losgelöst von uns scheint, in eine dreidimensionale Ebene übergehen, in der wir leben, uns bewegen und interagieren.
Wir habe gerade die Fastenzeit erlebt, die symbolisch eine „Reinigungszeit“ ist. Den eigenen Blick zu reinigen, könnte ein Weg sein, um auch an den uns innewohnenden Gedanken und Emotionen zu arbeiten. Wenn mein Blick streng und verächtlich, berechnend oder funktional ist, welchen Umgang werde ich mit meinem Inneren haben? Wenn er offen, warm und mitfühlend ist, welche Emotionen werde ich im Gegenzug wohl bekommen?
Maila