Die gewöhnliche Unfehlbarkeit.

Es hat mich immer überrascht, und überrascht mich noch immer,

dieses Bewusstsein von etwas Beständigem, das mein ganzes Leben

auf einer Ebene zu lenken scheint, die mein Verständnis übersteigt und auch meinen bewussten Willen. Wenn ich zurück schaue, auf die letzten fünfJahrzehnte, dann  spüre ich

eine  extrem starke und doch sanfte Anwesenheit.

Es ist schwierig, sie zu definieren, ist es ein Anstoß, ist es ein Licht?

Es ist sicher etwas Absolutes und im Grundsagt es mir:

Hier ja, hier nein. Diese Sache ja, diese nein.

Von hier aus gibt es keinen Weg, sondern nur Wüste, dort hingegen blühendes Land.

Es ist letztendlich eine Gewissheit, aber eine prälogische, gefühlsmäßige; sie greift vor jedem meiner Gedankengänge und oft widerspricht sie diesen sogar, und auch meinen Vorlieben.

Es ist etwas Unnachgiebiges, untereinem bestimmten Gesichtspunkt etwas Unflexibles,

aber auch etwas Unfehlbares. Es hat sich niemals getäuscht. Und das kann ich jetztsagen, da ich es tausende Mal

erlebt habe; es ist wirklich eine unfehlbare Intuition. Sie weiß Sachen, die ich nicht weiß,

sie kennt die Richtung. Vielleicht würde der Lyriker Mario Luzi es als harten Faden bezeichnen.

Wird es Gott sein? Der Gott, der in mir mein wahres Selbst ist?

Je mehr die Jahre voranschreiten, desto mehr vertraue ich mich seinem Ratschlag an, ohne mich zu widersetzen. Ich weiß, dass es Recht hat, immer, und ich bin es, der sich täuscht, mit allen seinen Ängsten,

und seinen Wünschen, die oft so vergeblich sind.

In solchen Momenten kehre ich zu meiner Stille zurück, schließe die Augen,

und treffe das Ziel, ohne zu schauen:

Das wahre Ziel ist bereits in dem Geist, der mich inspiriert.

Im Grunde arbeite ich nur, damit jeder von uns, jedes menschliche Wesen,

diese innere Quelle der Weisheit kennenlernen möge: die Freiheit absoluter Entscheidungen, göttlich und menschlich zugleich.

Die gewöhnliche Unfehlbarkeit.

 

Marco Guzzi