die Vergebung
Der Duft
der Fliecken
DARING GREATLY: GROSS WAGEN
Vor einigen Monaten bin ich im Internet durch völligen Zufall auf einen Vortrag von Brené Brown mit dem Titel „the power of vulnerability“ (Die Macht der Verletzlichkeit) gestoßen. Das Thema habe ich später anhand des Buches „Daring Greatly. How the Courage to Be Vulnerable Transforms the Way we Live, we Love, Parent and Lead “ vertieft.
Warum hat mich dieses Thema so ergriffen?
Die Angst, verletzt oder angegriffen zu werden hemmt uns oft direkt an der Quelle der Kreativität, des legitimen Wunsches, sich ausdrücken zu können, was letztendlich nichts anderes ist als ein Wunsch nach Leben und Freiheit. Wie oft hingegen sabotieren wir uns selbst und wollen nicht aus unserer Schattenzone heraustreten, aus Angst davor, tödlich verletzt zu werden? Verletzt dort, wo wir das schlagende Herz unseres Seins verorten?
Einer der vielen interessanten Aspekte, die im Text hervorgehoben werden, ist der Unterschied zwischen Verletzlichkeit und Schwäche. Um uns an den Unterschied zwischen den beiden Begriffen heranzuführen, bezieht sich die Autorin auf die Etymologie dieser Wörter laut Merrian-Webster Dictionary . Das Erste, die Verletzlichkeit, wird als „die Fähigkeit, verletzt zu werden“ (capable of being wounded) und als „offen für Angriffe und Verletzungen“ (open to attack or damage) beschrieben. Wohingegen Zweiteres als „die Unfähigkeit, Angriffen oder dem Verletzt sein standzuhalten“ (the inability to withstand attack or wounding)definiert wird. Dieser Anstoß scheint mit besonders interessant und passend zu unserem Weg. So wie es oft passiert, wenn man eine Landschaft aus unterschiedlichen Perspektiven betrachtet. Es lässt einen die Schönheit noch besser erfassen.
Erfahrung leben – Glauben erneuern
Verabredung mit Marco Guzzi
Laut den Daten von Istat besuchte im Jahr 2016 nur ein Italiener von vier ein Mal pro Woche die Messe. Während es in Deutschland im gleichen Jahr jeweils nur weniger als ein Deutscher von sieben war. Heinz Streber, Professor an der Universität Bielefeld, hat im Jahr 2009 eine Untersuchung zum Thema Dekonversion durchgeführt. Aus dem Fragebogen geht hervor, dass auch Personen, die sich nicht im engsten Sinne mit Religion oder der Kirche identifizieren, auf der Suche nach Transzendenzerfahrungen sind. Den Antworten ist zum Beispiel zu entnehmen, dass diese Personen auf der Suche nach Harmonie mit dem Ganzen sind, nach einer höheren Ebene des eigenen Ichs, nach einer Erfahrung von existenzieller Wahrheit usw. Wenn also das Bedürfnis nach Spiritualität so groß ist, was entfernt dann die Menschen von den so genannten traditionellen Religionen und davon, ihre Stätten zu besuchen?
Das Ablassen von den Sakramenten, nicht nur in der Kirche, sondern in Wirklichkeit in allen traditionellen Religionen, hat ganz konkrete historische Ursachen. Wir entstammen einer Zeit – die der letzten Jahrhunderte – in der sichdie menschliche Rationalität auf der Suche nach Autonomie, sowohl im Bereich der Wissenschaft als auch im Bereich der Politik,aus der Verbindung von Religion und Glauben emanzipiert hat. Dieser Prozess, der sich mindestens über 300 Jahre erstreckt hat, hat jedoch zu einer fortschreitenden Abschwächung der Gründe für den Glauben geführt. In der Tat haben die Wissenschaft und die Technik in gewisser Weise gezeigt, dass sie die Lebensbedingungen und das Zusammenleben erheblich verbessern können. Die Geburt der Gewerkschaften im England der 1830er Jahre zum Beispiel, die Entstehung der organisierten Arbeiterbewerbung oder die Bauernbewegung haben extrem viele konkrete Auswirkungen auf das Leben der Menschen gehabt. All das, wenn auch natürlich etwas vereinfacht ausgedrückt, hat sich im Bewusstsein der Gläubigen und Nicht-Gläubigen festgesetzt. Soll heißen, dass der moderne Mensch die Tendenz hat, immer größeren Wert auf die konkrete Erfahrung, die er macht, zu legen. Und die Wissenschaft repräsentiert im Grunde genau das. Eine Krisensituation für den theatralischen Apparatus des Initiationsprozesses, wie ich es definiere.
Gedanken wie Ton bearbeiten
Die Gedanken sind oft wie Gefängnisse, mentale Käfige, aber sie sind nicht weniger real und schmerzhaft wie ein wirkliches Eingesperrt sein. Wenn wir in diesem Zustand sind, scheint uns alles statisch, unveränderlich. Wir sehen keinen Ausweg und es legt sich ein Gefühl der Verzweiflung auf uns.
Diese Gemütslagen spielen sich zwar innerlich ab, doch sie sind sehr real, und das ist das Erste, was man verstehen muss. Sie schaffen eine Welt, eine Realität, sie schaffen letztendlich Folgen, die oft sehr konkret sind, die auf unser Leben einwirken und es beeinflussen, ebenso wie unsere Entscheidungen und unsere Beziehungen.
Auch wenn wir mit diesen Zuständen in den meisten Fällen vollkommen Eins sind und ihre „Konsistenz“ wie Blei oder harter Stein ist, so ist die gute Nachricht, dass wir sie bearbeiten können. Immer.